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Gedanken zu Atem, Stress und Sozialisation

Atmen

 

Einatmen, ausatmen, flach atmen, hektisch atmen, tief einatmen, tief ausatmen, ruhig atmen; hecheln, schnaufen, stöhnen, lachen, schreien, juchzen und jauchzen. Schnappatmung, Atemnot, Hyperventilation; den Atem anhalten und die Welt still stehen lassen…..Der Atem lässt Gefühle entstehen und durch atmen kann man Gefühle hervorrufen.

 

Menschen, die unter Stress stehen haben eine flache Atmung. Ihr Körper wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, die Bauchmuskeln sind oft angespannt und diese Anspannung dringt in immer mehr Körperbereiche vor. Die Haltung und der Bewegungsmodus verändern sich. 

 

Stress ist eine der häufigsten Ursachen zur Senkung gefühlter Lebensqualität. Er kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst und aufrecht erhalten werden. Im friedlichen, wohlhabendem Europa, in dem die meisten Menschen keine Angst vor Ereignissen haben müssen, die ihre körperliche Existenz bedrohen, kann Stress durch andere Faktoren ausgelöst werden:  Konkurrenzdruck, Arbeitsbedingungen die nicht human-kompatibel sind, die Aufrechterhaltung der allgemeinen, diffusen Angst vor dem Leben mit seinen ständigen Veränderungen und dem unmöglich zu erfüllendem Wunsch, entweder soll alles bleiben wie es ist oder immer und stetig besser werden. Wer sportlich ist, sich dem gängigem, ständig veränderndem Modegeschmack anpasst und in der Lage ist finanziell „mithalten zu können“ hat eindeutige Vorteile.                              

Schon die Kinder lernen soziale Klassen kennen. Die Erwartungshaltung des Pädagogen an die Leistungsfähigkeit des Kindes spielt eine große Rolle und ist leider oft an die soziale Herkunft des Kindes geknüpft. Das gesellschaftliche Raster braucht Verlierer, um Gewinner zu haben. Eine Welt, in der man Liebe und Anerkennung verlieren kann, weil man schlechte Noten bekommt oder nicht ständig neue Kleidung trägt, ist die Jagd auf etwas eröffnet, was es eigentlich nur als Idee gib; das man nicht essen, mit dem man sich nicht sauber waschen oder darin spazieren gehen kann: Geld.

 

Es gibt Wege aus dieser Denkart heraus. Besonders die Wertschätzung des eigenen Daseins, die Dankbarkeit dafür, einen Körper zu haben, die Fähigkeit zu denken, zu lachen und miteinander in Kontakt zu treten, helfen sich aus dem allgegenwärtigen System des Konkurrenzdruckes und der damit einher gehenden Wertung von Menschen aufgrund äußerer Attribute wie Lebensstandard, Bildung, Karriere oder Aussehen zu verabschieden.

 

Entspannung ist ein Zustand der dies mit ermöglicht. Durch einen ruhigen Atem passiert die Entspannung am einfachsten. Viele Menschen haben Schwierigkeiten sich zu entspannen; Tai Chi Chuan, Qi Gong und Meditation sind leicht zu erlernende Wege in die Entspannung, hin zu einem Atem der mit den Bewegungen fliesst, statt gegen sie. Durch die Bewegungsabläufe des Tai Chi Chuan, denen man mit seiner Aufmerksamkeit folgt, stellt sich das atmen von alleine ein, bekommen die Übenden einen einfachen Zugang, hin in ein meditatives Sein. Der entspannte Atem, der mit den Körperbewegungen fließt, erhöht die Lebensqualität beträchtlich.